Die wichtigsten Tipps und Infos zum Stangerbad

Die wichtigsten Tipps und Infos zum Stangerbad 

Das Stangerbad ist keine Wellness-Anwendung im klassischen Sinne, sondern gehört vielmehr in den Bereich der Physiotherapie. Durchgeführt wird das Stangerbad in einer Spezialwanne und das Baden in dem warmen, elektrisierten Wasser soll sich positiv auf zahlreiche Beschwerden und Krankheitsbilder auswirken.

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Das Stangerbad nutzt dabei das Wissen um die sogenannte Hydroelektrik und deren Auswirkungen.

Die Bezeichnung Hydroelektrik setzt sich aus den Wörtern Hydros für Wasser und Elektrik zusammen und meint die Kombination von Wasser mit Stromimpulsen, wobei das Wasser dafür sorgt, dass der Stromfluss durch den Körper besonders gut reguliert werden kann.

Nachdem die positiven Effekte von hydroelektrischen Behandlungen entdeckt wurden, wurde das Stangerbad konstant weiterentwickelt, eine Alternative zum klassischen Stangerbad ist heute beispielsweise das vielerorts angebotene Vierzellenbad.

In den meisten Fällen erfolgt das Stangerbad auf eine ärztliche Verschreibung hin, zuständig für die Durchführung sind jedoch nicht Ärzte, sondern, je nach Einrichtung, entweder Physiotherapeuten oder entsprechend qualifizierte Medizinische Bademeister.

Hier nun aber die wichtigsten Tipps und Infos zum Stangerbad in der Übersicht: 

Wie läuft ein Stangerbad ab?

Die Wirkung der Hydroelektrik auf den menschlichen Körper wurde strenggenommen eher zufällig von einem Gerbermeister namens Stanger entdeckt. Der Gerbermeister, der an Gicht litt, kam während seiner Tätigkeit konstant mit leichtem Strom in Berührung. Dies lag daran, dass sein Sohn Heinrich Stanger Strom einsetzte, um den Gerbprozess des Leders zu verbessern. Im Laufe der Zeit stellte Stanger senior fest, dass sich diese zufällige Therapie positiv auf seine Beschwerden auswirkte.

Aus dieser Erkenntnis wiederum entwickelte sich allmählich das nach dem Gerbermeister benannte Stangerbad, dessen Bezeichnung seit 1951 geschützt ist. Mit der Erfindung des Stangerbads wurden erstmals auch die Wirkungen von hydroelektrischen Behandlungen, also all jenen Anwendungen, die elektrisiertes Wasser nutzen, auf den menschlichen Körper untersucht. Beim Stangerbad spielen jedoch nicht nur die Stromimpulse eine Rolle, sondern auch die Wärmeeffekte sind von maßgeblicher Bedeutung.

Das Stangerbad wird in einer Spezialwanne durchgeführt. Diese Wanne fasst rund 800 Liter Wasser und ist an den Seiten mit galvanisierten Metallplatten ausgestattet. Diese Metallplatten können entweder als Plus- oder als Minuspol eingestellt werden. Zudem befindet sich an der Wanne ein Schaltpult, durch das die Verteilung von Plus- und Minuspol sowie die Stromstärke reguliert werden können.

Der Patient liegt während der Anwendung in der Wanne und erhält Stromimpulse, die speziell auf ihn und seine Beschwerden abgestimmt sind. Betreffen die Beschwerden beispielsweise die linke Körperhälfte, werden die Metallplättchen so gepolt, dass die Stromimpulse gezielt und mit der erforderlichen Intensität auf die betroffene Körperpartie einwirken. Der Patient muss die Stromimpulse deutlich wahrnehmen können, denn andernfalls wäre die erwünschte Wirkung nicht gegeben. Allerdings dürfen während der Behandlung auch keine Schmerzen oder anderen unangenehmen Empfindungen auftreten.

Insofern setzt eine hydroelektrische Anwendung immer eine geschulte, qualifizierte und sorgsame Handhabung voraus. Aus diesem Grund darf ein Stangerbad auch nur in einer zertifizierten Spezialwanne und von entsprechend ausgebildetem Personal durchgeführt werden. Zudem müssen das Thermalbad, die Praxis oder die Reha- oder Kureinrichtung strenge Auflagen erfüllen.

Um die Wirkung des Stroms und des warmen Wassers zusätzlich zu verstärken, können bestimmte Gerbzusätze zur Anwendung kommen. Moderne Wannen sind außerdem häufig mit Düsen ausgestattet, durch die das Stangerbad um eine wohltuende Unterwassermassage ergänzt wird. 

Wie wirkt das Stangerbad?

Das Stangerbad wirkt zum einen durch den eingesetzten Strom, der gezielt auf Nerven und Muskeln einwirkt. Zum anderen ist die Wärme ein wesentlicher Faktor bei der Behandlung. Die Stromimpulse fließen durch den Körper und regen die Durchblutung an, die in der Folge drei- bis fünfmal intensiver ausfällt als im Normalzustand.

Gleichzeitig fördert das warme Wasser die Durchblutung der Hautoberfläche. Durch dieses Zusammenspiel wird der gesamte Körper deutlich besser durchblutet und erwärmt, was wiederum den Stoffwechsel sowie die Zellregeneration und -erneuerung anregt.

Das Stangerbad ist daher eine beliebte Rehabilitationsmaßnahme bei beispielsweise akuten Gelenkbeschwerden oder nach Operationen. Aber auch bei chronischen Leiden kommt das Stangerbad zur Anwendung, etwa um chronisch verkrampftes Muskelgewebe zu lockern. Eine weitere Wirkung des Stangerbads ergibt sich durch die Stimulation der Nerven.

So kann die Kontraktionsfähigkeit der Muskeln je nach Ausrichtung von Plus- und Minuspol entweder gesteigert oder gesenkt werden. Dies wiederum hat einerseits positive Auswirkungen auf die Beweglichkeit und kann andererseits zur Linderung von chronischen Schmerzen beitragen. 

Für wen ist das Stangerbad empfehlenswert?

Das Stangerbad kann eine sinnvolle und hilfreiche Anwendung bei vielen unterschiedlichen Indikationen sein. Da die Krankenkassen das Stangerbad als Behandlungsmaßnahme anerkennen, existiert eine Liste mit den Beschwerden und Krankheitsbildern, die für eine Behandlung per Stangerbad zugelassen sind. Letztlich entscheiden jedoch Arzt und Krankenkasse im Einzelfall, ob die Anwendung notwendig und sinnvoll ist.

Da beim Stangerbad Plus- und Minuspol individuell reguliert werden können, bietet sich die Behandlung sowohl bei verkrampften Muskeln als auch zur Steigerung der Kontraktionsfähigkeit an. Daneben gehören Beschwerden der Stütz- und Haltemuskulatur wie Rheuma oder schmerzhafte Wirbelsäulenleiden zu den typischen Anwendungsgebieten.

Außerdem wird das Stangerbad angewandt, um die Beweglichkeit nach Unfällen oder Operationen zu verbessern. Allerdings ist das Stangerbad wegen der hydroelektrischen Reize nicht für jeden geeignet. So darf das Stangerbad bei einigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, allen voran akuten oder chronischen Herzbeschwerden, nicht durchgeführt werden. Zudem sollte keine Behandlung erfolgen, wenn der Patient an Grippe leidet oder Fieber hat.  

Wo wird das Stangerbad angeboten?


Das Stangerbad gehört schon seit Jahren zur Standardeinrichtung in vielen Kurhäusern, Rehabilitationskliniken, großen Thermalbädern und Schwimmbädern mit heiltherapeutischer Ausstattung. Hier kann die Behandlung im Rahmen einer Kur oder ambulant durchgeführt werden. Die hohen Anschaffungskosten, der recht teure Unterhalt und der hohe Wasserverbrauch sind die Gründe dafür, weshalb das Stangerbad in physiotherapeutischen Praxen eher selten zu finden ist. Hier und mittlerweile auch in einigen Thermen und Kurkliniken wird eher das Vierzellenbad angeboten. Dieses funktioniert vom Prinzip her ähnlich wie das Stangerbad, allerdings sind Anschaffungs- und Unterhaltskosten deutlich geringer.

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